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Gedanken zur liturgischen Johannespassion

Im Jubiläumsjahr 2023 erfährt die Liturgie am Karfreitag 7.4. um 15:00 Uhr in der Pfarrkirche St. Bernhard in Heubach eine besondere Gestaltung. Zur Aufführung kommt eine neue Fassung der liturgischen Passion nach dem Evangelisten Johannes. Die Musik stammt vom Chorleiter Walter Johannes Beck.

Schon seit dem 5. Jahrhundert steht die Darstellung des Leidens Jesu Christi im Mittelpunkt der Karfreitagsliturgie. Ursprünglich von drei Priestern im sog. „Passionston“ rezitiert, entwickelten sich im Lauf der Jahrhunderte zahllose Formen der Passion, die jeweils in ihrer Art ein Spiegel ihrer Zeit waren.

Die ursprünglich strengen Regeln der Passion-Darstellungen wurden im Laufe der Jahrhunderte gelockert und erweitert – bis hin zur aufwendigen Darbietung im experimentellen Gewand zeitgenössischer Musik, die den Raum der Kirche verlassen hat und – oft spektakulär – die Passion Jesu in den profanen Konzertsaal getragen hat. Auch diese Geschichte ist bisweilen zum „Event“ geworden.

In den vergangenen Jahrzehnten – vor allem nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil – hat sich für die Karfreitagsliturgie zunehmend die nur gesprochene Darstellung der Leidensgeschichte durchgesetzt.

Demgegenüber möchte die musikalische Neufassung ein neues Zuhören ermöglichen.

Streng genommen kennt die liturgische Passion keine konzertanten Elemente – also auch keine Arien.

Sie enthält nur die Elemente, die der Liturgie ohnehin zu eigen sind: Das reine Bibelwort, das vom Evangelisten, von den Sängern des Pilatus, des Petrus und den weiteren Tatzeugen dargestellt wird. Die Worte Christi werden – wie seit ältester Zeit – vom Priester gesungen. Einzig die Orgel ist zur Begleitung zugelassen.

Eine besondere Rolle fällt dem Chor zu: Er singt die Teile der Passion, die dem Volk, den Hohenpriestern und einzelnen Gruppierungen zugeschrieben werden.

Darüber hinaus reflektiert er zusammen mit der Gemeinde in einzelnen Strophen bekannter Kirchenlieder das Geschehen aus unserer Zeit heraus. Durch dieses Gestaltungselement wird die Passion Jesu gleichsam überzeitlich.

Die Leidensgeschichte behält ihre Einmaligkeit – ist aber zugleich ein Spiegel christlicher Spiritualität über 2000 Jahre hinweg.

Walter Johannes Beck